Hintergrund
ǀ Am 1. April 2022 haben die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und die Deutsche Bundesbank im Rahmen des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (SREP) einen Stresstest zur Einschätzung der Ertragslage und Widerstandsfähigkeit kleiner und mittelgroßer Banken gestartet. Dieser betrifft rund 1.300 sogenannte Less Significant Institutions (LSIs), die in Deutschland unter nationaler Aufsicht stehen.
Stresstest zur Einschätzung der Ertragslage und Widerstandsfähigkeit
Die Ergebnisse des LSI-Stresstests bilden die Grundlage für die institutsspezifische Eigenmittelzielkennziffer. Der LSI-Stresstest 2022 ist grundsätzlich analog zum LSI-Stresstest 2019 konzipiert. Ein wesentlicher Unterschied ist allerdings, dass Institute, die in einzelnen Risikokategorien aufsichtlich festgelegte Schwellenwerte nicht überschreiten, den Erhebungsbogen nicht vollumfänglich ausfüllen müssen.
Der LSI-Stresstest umfasst die folgenden zwei Teilaspekte:
1. Umfrageteil
Im ersten Teil sind die Plan- und Prognosedaten der Kreditinstitute sowie die Auswirkungen von fünf durch die Aufsicht vorgegebenen Zinsszenarien für den Zeitraum von 2022 bis 2026 anzugeben. Gegenüber der letzten Umfrage aus 2019 sind weitergehende Fragen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Adressrisiken, zu IT-Risiken und der Digitalisierung, zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken (Umwelt- und Klimarisiken), zu Geschäftsmodell- und Zinsänderungsrisiken sowie zur Inflation enthalten.
2. Stresstest
Im zweiten Teil ist die Ertragslage und Widerstandsfähigkeit für die Jahre 2022 bis 2024 – jeweils in einem Basis- und einem Stressszenario – zu simulieren. Dabei erfolgt eine Modellierung der Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Zinsergebnis-, Adressrisiko- und Marktrisikokomponenten. Das Stressszenario umfasst eine massive Wirtschaftseintrübung und eine entsprechend herausfordernde Marktentwicklung. Der Verzehr der harten Kernkapitalquote wird als Differenz von Ausgangskapitalquote und der niedrigsten Kapitalquote im dreijährigen Stresshorizont bestimmt.
Die Institute mussten der Aufsicht die im Stresstest erhobenen Daten bis Ende Mai 2022 übermitteln.
Parallel zum LSI-Stresstest wird bei allen deutschen Bausparkassen ein vergleichbarer Stresstest durchgeführt, der das Geschäftsmodell dieser Spezialinstitute berücksichtigt. Die Ergebnisse werden voraussichtlich Ende September 2022 veröffentlicht.
Handlungsbedarf
- Kritische Überprüfung der eigenen Kennzahlen und Qualitätssicherung vor Abgabe der Templates
- Termingerechte Übermittlung an die Aufsicht
- Analyse der Ergebnisse des Stresstests und möglicher Auswirkungen auf die Eigenmittelzielkennziffer