Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 22. Juni 2023 offiziell das Konsultationsverfahren für ihren überarbeiteten Leitfaden zu internen Modellen gestartet und in einer Pressemitteilung verkündet.
Die Konsultation läuft bis zum 15. September 2023. Eingehende Rückmeldungen von Banken und mit internen Modellen beschäftigten Instanzen werden sorgfältig geprüft und gehen in eine aktualisierte Version des Leitfadens ein, der nach Abschluss der Konsultationsphase veröffentlicht wird.
Hintergrund
Ursprünglich war der von der EZB entwickelte Leitfaden zu internen Modellen ein integraler Bestandteil des umfangreichen Projekts zur gezielten Überprüfung der internen Modelle von Banken, bekannt als TRIM. Dieses Großprojekt hatte das Ziel, Unstimmigkeiten, die aus der Verwendung komplexer interner Modelle resultierten, zu beheben und nicht gerechtfertigte Unterschiede in den Modellergebnissen zu reduzieren. Damit sollte eine konsistentere und präzisere Modellanwendung erreicht werden.
Die Verwendung interner Modelle zur Ermittlung der risikogewichteten Aktiva erfordert zunächst die Genehmigung der EZB-Bankenaufsicht. Dieser Prozess beinhaltet interne Modellprüfungen der Banken und unterliegt anschließend der kontinuierlichen Modellüberwachung durch die EZB-Bankenaufsicht. Auf diese Weise stellt die Aufsicht sicher, dass Banken kontinuierlich die Anforderungen für die Nutzung interner Modelle erfüllen.
Bis Ende 2022 wurden rund 60 Prozent der risikogewichteten Positionswerte für Kreditrisiken von den direkt von der EZB beaufsichtigten bedeutenden Instituten mithilfe interner Modelle berechnet. Etwa 40 Prozent der Positionswerte basierten auf einem Standardansatz. Dies entsprach insgesamt 85 Prozent der gesamten risikogewichteten Positionswerte im Kreditrisikobereich bedeutender Banken, was einem Volumen von 8,6 Billionen € entspricht.
Neuerungen
Der überarbeitete Leitfaden berücksichtigt die langjährigen Erfahrungen der EZB in der Überwachung interner Modelle und spiegelt den aktuellen Rechtsrahmen wider.
Insbesondere wird auf die Integration von klimabezogenen und ökologischen Risiken eingegangen, indem Banken dazu angeleitet werden, diese in ihre Modelle einzubeziehen. Dies reflektiert die wachsende Bedeutung des Klimarisikos im Finanzsektor und unterstreicht die Verpflichtung der EZB, Nachhaltigkeitsaspekte in die Risikobewertung einzubeziehen.
Banken, die den Schritt zurück zum Standardansatz für die Berechnung ihrer risikogewichteten Aktiva in Erwägung ziehen, erhalten im Leitfaden Klarheit. In Bezug auf das Kreditrisiko bietet das Papier den Banken Unterstützung bei der einheitlichen Anwendung einer Ausfalldefinition sowie bei der konsistenten Behandlung von umfangreichen Veräußerungen.
Besonderes Augenmerk wird im aktualisierten Kapitel zum Marktrisiko auf die Messung des Ausfallrisikos im Handelsbuch gelegt. Zusätzlich wird das Risiko von Gegenparteiausfällen bei Transaktionen genauer beleuchtet. Die EZB betont, dass der Leitfaden nicht nur als Orientierungshilfe für Banken dient, sondern auch eine umfassende Auslegung der relevanten Regeln für interne Modelle bietet. Diese Interpretation ist von entscheidender Bedeutung, da Banken unter Zustimmung der EZB ihre risikogewichteten Aktiva mithilfe eigener interner Modelle berechnen dürfen. Dieses Verfahren trägt dazu bei, die Genauigkeit der Risikobewertung zu verbessern und die Integrität des Finanzsystems aufrechtzuerhalten.
Handlungsbedarf
Die EZB ermutigt alle Banken und Interessierten, aktiv an diesem Konsultationsprozess teilzunehmen, indem sie ihre Kommentare und Rückmeldungen zu den vorgeschlagenen Änderungen einreichen.
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